ProzeS/s |
Montag, 25. August 2003
homme-lette
15:33h
Momentan ist mir noch langweilig genug, um weiter zu spielen. Auch möchte ich zum Titel des vorigen Beitrags regredieren, den ich im Text zwar erfüllt, jedoch nicht erfasst habe. Plot ist: Fragen nach dem Sinn der Dinge, des Lebens, des Seins und schließlich Bewertungen von Handlungen, gefasst im Begriff der Ethik, also Erzeugen von Referenzen zwischen Gewesenem, um Zukünftiges planbar bzw. be-herrschbar werden zu lassen, entspringen dem trivialen Zustand der "Langeweile". Wenn man davon ausgeht, dass jener Zustand, der gemeinhin als "Bewusstsein" bezeichnet wird, dazu dient, die uns umgebende Welt zu erkennen und schließlich so unser Überleben sichert, sollte man ihn näher betrachten. Bewusst zu Sein entspricht doch primär dem Wahrnehmen und dem Denken. Also das Aufnehmen von Dingen, die außerhalb unseres Körpers liegen, das Vergleichen mit in unserem zentralen Verarbeitungssystem gespeicherten Erfahrungen und schließlich das Bewerten ob dieser aktuelle Ein-druck nun neu, und so speicherungswürdig, oder schon bekannt ist, sind Teile jenes ProzeS/ses der in uns einen Zustand produziert, den wir bewusste Wahrnehmung nennen. Um behaupten zu können: Funktion des Bewusstseins sei es, Neues zu erkennen, muss folglich Altes, also schon Erkanntes, vorausgesetzt werden. Denn es ist doch unmöglich zu entscheiden, ob nun etwas neu ist oder nicht, wenn man keine Referenzen hat. Bewertung im Speziellen, Sinngebung im Allgemeinen, wird somit getragen von Vergleichen. Komparatives Vorgehen ist weiters nur dann möglich, wenn das Vorhandensein von Referenzen gewährleistet ist. Jene Referenzen bzw. normative Ideen im Bewusstsein sind an jenem Ort abgelegt, dem wir den Terminus "Gedächtnis" zugedacht haben. Kurz: Bewusstes Sein in stricto sensu ist abhängig von Gedächtnis und deren Inhalt. Daraus kann man spielerisch spekulieren, dass nach ausreichender Reifung unserer neuronalen Festplatte, vorerst automatisch alle Wahrnehmungen und Eindrücke gespeichert werden, ohne diese zu bewerten. Man vergleiche nur die Erziehung von Kindern. Primär werden Verhaltensnormen als Gebote bzw. Verbote unter Androhung von Strafe vermittelt, ohne deren Sinnhintergrund zu vermitteln. Einem Kind den Sinn eines Verbots zu erklären wird wohl nicht ausreichend sein, auch werden wir merken, dass durch ständiges unschuldiges, infantiles Fragen unser Sinnsystem in eine "semiotische" Krise gelangen wird, aus der wir schließlich durch resignierende Drohung auszubrechen versuchen. Soll also soviel heißen, dass ein Kind solange nach dem Warum fragen wird, bis wir entnervt sagen werden: so halt nicht! Doch folgt das Denken, als nicht unwesentlicher Bestandteil des Bewusstseins, doch einer Zielgerichtetheit, die nicht mit dem Gedächtnis, mit den "Bildern" in unserem Kopf- wie auch immer diese aufgebaut seien-, erklärt werden können. So beeindruckend scheint uns der Fluss der Gedanken, dass wir ihn seit der Aufklärung zum König unseres Körperreiches erklärt haben. Die Strukturierung unserer Gedanken und die Fähigkeit Regulative innerhalb dieses Systems so zu befolgen, dass Schlüsse gezogen werden können, die vermeintlich funtionell sind, flößt wahrlich Ehrfurcht ein. Doch wie denken wir. Wohl großteils in Sprache! Inneres Sprechen, meist verknüpft mit Bildern und Fragmenten von Gefühlen, erzeugen das, was wir den ProzeS/s des Denkens nennen. Man denkt nicht in Gerüchen oder Geräuschen,wenn ich diesen reduktionistischen Trivialvergleich anführen darf. Wenn wir nun schließlich das Denken verstehen wollen, (mit kindlicher Freude erschaue ich die Öffnung einer Türe, die uns ins Spiel der Selbstreferenz und damit zum gedanklichen Ringelspiel führen wird) müssen wir uns zuerst der Sprache zuwenden. Das Reale strukturiert das Symbolische. Was kann uns dieser kryptisch klingende, scheinbar auf geheimes Wissen verweisende, Satz lehren? Welchen Wert können wir aus ihm gewinnen, im Streben ein Modell zu konstruieren, das uns dem Phaszinosum des Fremden näher bringt? Genug der formalen Jongliererei, gespielt wird wieder später. Festzuhalten ist das Faktum der anatomischen Begrenzung unseres phonetischen Apparates. Der Mensch ist aufgrund seines Sprachorgans befähigt, nur bestimmte Laute von sich zu geben. Uninteressant ist hier, wie diese Organ beschaffen ist und warum es so ist,wie es ist. Mir ist nicht langweilig genug, um mich mit den Problemen der Anthropologie und Evolutionsforschung zu befassen, um den "göttlichen" Plan zu durchschauen. Also, unsere Anatomie gibt uns jenen Spielraum vor, in dem wir sprachlich agieren können. Innerhalb dieses Spektrums kann nun die Sinngebung vollzogen werden. Sinn zu geben, besteht grundlegend in einer Zuordnung bzw. Zuweisung zweier unterschiedlicher Dinge. Dieses Erzeugen von Beziehungen,die willkürlich geschehen MÜSSEN, ist jener zentrale Aspekt, der den Menschen als Homo significans ausziehen ließ, sich die Welt nach seinen Vorstellungen zu formen. Spiele nach strengen Regeln zu spielen hat seinen Reiz, macht jedoch weniger SpaS/s. ;-)
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Momentan ist mir noch langweilig
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by homme-lette (25.08.03, 15:33)
Homo significans und die Langeweile
Das Hinzufügen von Bedeutung zu Objekten der Wahrnehmung ist zweifelsohne...
by homme-lette (25.08.03, 14:08)
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