ProzeS/s
 
Montag, 25. August 2003
Homo significans und die Langeweile

Das Hinzufügen von Bedeutung zu Objekten der Wahrnehmung ist zweifelsohne die wohl menschlichste aller Fähigkeiten, die den homo sapiens sapiens von den anderen uns bekannten Lebensformen trennt. Während unser Stolz schnell gekränkt war, als beobachtbar wurde, dass auch Tiere Werkzeuge benutzen, konnte der von uns beanspruchte, doch gesehen als zu-gedachter oder hinzu-gedachter, Platz in der Sinn-struktur des weltlichen Daseins, nämlicher jener des Homo faber, des technisch begabten Menschen, nicht gehalten werden.

Somit sind die zivilisatorischen Errungschaften wohl weniger menschlich, als die kulturellen. Jene artifiziellen Sinnsysteme, deren Entsprechung in der prä-hominiden Welt nicht auffindbar ist.

Während der Mensch nun das "Geschenk" des Symbolischen vorgefunden hat, prä-formiert, strukturiert ohne sein Zutun, jedoch nur in und durch ihn als real erfahrbar bzw. zum Leben erweckt, benutzt er dieses Werk-zeug unablässig und ist nicht mächtens sein hephaistisches Tun einzustellen. Er ist ein Gefangener, ein Sklave seiner Bestimmung, geworfen in die Höhlen des Vulkanos, bestraft für ein Vergehen, dessen er sich nie schuldig gemacht hat. Schließlich ist er ein Verdammter,ein geblendeter Schmied, ein hinkender Blinder, der sein Verlies als Palast zu denken vermag, das zu verlassen er sich zwar die Möglichkeit zugesteht, dessen Durchführung er jedoch aus reinem, idiotischen Genießen ab-sagt.

Die Natur kennt den S/sinn nicht, auch die (Be)-Wertung ist ihr fremd. So scheint doch auch die Dualität der Dinge durch jenen Rückblick zu entstehen, der stets nur nach vorne gerichtet ist.Vermag denn nur einer beim Anblick eines Ianuskopfes zu sagen, welcher der beiden Blicke nun das Vergangene schaut oder wer vom Zukünftigen aus angesehen wird.

Das Leben muss als Selbstzweck verstanden werden. Sofern man den Worten und der Idee Kants hier folgen möchte, heißt doch dies nur, dass den Dingen der ontologischen Ordnung nicht mit allzu Menschlichem beizukommen ist. Beruhigend ist, dass dies im strengsten Sinne von Natur aus kein Mensch vermag. Und dabei ist es irrelevant ob man sich der Kantschen Idee verschreibt oder nicht, selbst seine Existenz anzuerkennen wäre diesbezüglich überflüssig.

Der Mensch, Citizen Schmidt, Regent und Vasall des Symbolischen, ist letztens nicht in der Lage, die Dinge in ihrem wahren Sein zu er-blicken- um wieder Kant zu bemühen und zu paraphrasieren: die Dinge an sich entziehen sich der Erkenntnisfähigkeit des Mensch. Ich will diesen heute allzu modischen Blickwinkel als so verführerisch verstanden wissen, dass ich es weiters genießen werde, von diesem aus weiter zu spinnen. Es ist dieses Netz, das symbolische Netz des Hephaistos, mit dem jenes gefangen worden sein wird, das uns in schaurig-schöner Weise daran erinnert haben wird, dass der Grat ein schmaler ist, der zwischen Staunen und Verstörung liegt.

Aber Kinder wollen schließlich spielen!

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